Wir alle sind Priester
"Wir alle sind Priester!"
Nach einer historischen Periode der zum Teil übermäßig stark betonten Unterscheidung zwischen Priestern ("lehrender Kirche") und "Laien" ("hörender Kirche") wurde im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) das "allgemeine Priestertum aller Gläubigen", ein zutiefst in der Spiritualität des Urchristentums verwurzelter Gedanke, wiederentdeckt und in mehreren Dokumenten (unter anderem "Lumen Gentium" sowie "Gaudium et Spes") von den Konzilsvätern hervorgehoben und betont.
Ende Februar hatten wir Propädeutiker nun die Gelegenheit, uns unter der fachkundigen Leitung des Autors, Exerzitienbegleiters und Jesuitenpaters Dr. Elmar Mitterstieler mit dieser Thematik auseinanderzusetzen. Dabei wurde besonders klar, dass es nicht nur an den geweihten Amtspriestern liegt, sich um die Vitalität der Gemeinden und ein lebendiges Christsein zu bemühen. Vielmehr ist jeder einzelne Christ aufgrund seiner Taufgnade und Taufberufung unmittelbar berechtigt und verpflichtet, am Aufbau der Kirche Gottes, am Apostolat, in der Liturgie und an der christlichen "Durchsäuerung" der Gesellschaft gemäß seinem Stand und seinen Möglichkeiten mitzuwirken.
Uns in der Gruppe beschäftigt ausgehend von diesem Tag stark die Frage, wo denn nun das "Besondere" des Weihepriestertums liegt und was vor dem Hintergrund des allgemeinen Priestertums aus der Taufe heraus noch die Bedeutung der sakramentalen Priesterweihe ist. Worin genau liegt das Spezifikum der priesterlichen Berufung: Ist der geweihte Priester "mehr" als der "Laie", ist er etwas "anderes"? Und wie lässt sich vor diesem Hintergrund die heute in unseren Gemeinden so dringend notwendige Zusammenarbeit zwischen Pfarrer und Gläubigen in der Leitung der Pfarre gut verwirklichen? Mit diesen Fragen werden wir uns in einer nachfolgenden Arbeiteinheit noch genauer auseinandersetzen.
Mag. Patrick Hofer
Erzdiözese Wien